Freitag, 18. April 2014

GAR NICHT LUSTIG: Begegnung mit einem Klein-Pirinçci, live.

Hohes Aggressionspotential gestern Abend. Scheiß-Spiel der Eintracht. - Und - der F. ----

Der F. hat sich meinen Hass über Monate verdient. Der F. beschimpft Spieler und Zuschauer wahlweise als "Hurensöhne", "Pussys" oder "schwul". Schwarze Spieler begrüßt er mit Affenlauten und -gesten. Der F. lästert über "Dumme", womit er, wie der Kontext hergibt, Leute mit einem "lächerlichen Jahreseinkommen" meint. Wenn ihm jemand auf die Nerven geht, stellt er zu seiner Beruhigung fest, dass der oder die "im Gallus" wohnt, wo nach seiner Meinung, eben die "Dummen", die schlechter Verdienenden, die "Pussys" und "Hirnlosen" wohnen, die er miteinander gleichsetzt. Der F. träumt davon, sich einen Cheyenne zu kaufen, aber erstmal nimmt er einen Land Rover. Der F. muss dauernd irgendwelche Mandanten auf irgendwelchen Flughäfen treffen, wo er sein dickes Auto ins Parkverbot stellt, weswegen er Strafzettel kriegt und dann "doofe" Bullen anpöbelt. Neben dem F. sitzt seine Kollegin und Freundin, die mit ihrem Sportcoupé im Urlaub ins Hundehotel nach Südtirol braust. Sie hat, wie sie ziemlich häufig durchblicken lässt, genau wie der F. kein "lächerliches Jahreseinkommen" und findet, dass man im Fußballstadion auch mal die Sau rauslassen darf, wenn man eben eine ist (das sagt sie aber nicht) und pustet jedem und jeder, der oder die sie geflissentlich übersieht, den Rauch ihrer ekligen Zigarette ins Gesicht. Der F. und die S. gehören, wie man sieht, zum wohlverdienenden Bodensatz der Gesellschaft, zu den Asozialen des Systems, deren Aussterben kommt, aber eben zu langsam.

Der F. kippt seit Monaten, im Verein oder unabhängig von der S., rund um seinen Sitzplatz im Stadion ein-, zwei- oder dreimal pro Heimspiel sein Bier über die Sitze oder Hosen von Unbeteiligten. Mal triffst mich, mal den Helmut. Mal sonst wen. Als er einmal nach der Pause den ganzen Stuhl vom Helmut eingesaut hat, guckt er runter auf die Schweinerei und sagt: "Macht nix." "Macht nix", sagt der F. gern, wenn er andere Leute belästigt oder ihnen was beschädigt oder sie vollspritzt. Denn das gehört seiner Meinung nach zum Fußball und/oder zu den Rechten derjenigen mit den gar nicht lächerlichen Jahreseinkommen, sobald sie ihren Anzug ausgezogen und sich unters gemeine und dumme Volk gemischt haben. "Macht nix", sagte der F. auch gestern Abend, nachdem er den Stuhl neben mir demoliert hatte und "Macht nix", sagte er, nachdem er seine Bierbrühe unter die Füße vom Helmut gekippt hat. "Macht ja nix." 

Gestern ist mir der Kragen geplatzt (Wie man so sagt. Aber es hat sich so angefühlt, als wäre ein solcher, hätte ich einen getragen, tatsächlich an den Nähten aufgeplatzt.) Ich hab´ mich rumgedreht und zum F. gesagt: "Wenn du mich mit deinem Bier noch einmal triffst, bist du tot." Für mich und meine Verhältnisse ist das starker Tobak. Denn ich hab´ dazu kein bisschen gelächelt oder Ironie angedeutet oder so was (Ironie wird eh total überschätzt. Ironie ist meistens nichts weiter als auf klug polierte Feigheit plus Selbstschutz.) Das hat der F. nicht erwartet. Da hat er sich aufgeregt. Damit müsse ich im Fußballstadion rechnen. Eben: Dass einer wie er da rumhängt, Scheiße labert und Leute mit Bier bekleckert. (So hat er das natürlich nicht gesagt.) Und in England wär´s noch viel schlimmer, hat die S. eingeworfen. Da würde ich erst was erleben. Und überhaupt: Diesmal hätte ich doch noch gar nichts abgekriegt. (Das hat der F. echt so gesagt.)

Leute wie der F. müssen komische Eltern haben. Stelle ich mir vor. Die denen nie erzählt haben, dass man "´Tschuldigung." sagt, wenn man jemanden vollspritzt. Zum Beispiel. Oder die Eltern haben´s denen doch erzählt, aber dann kam das nicht so lächerliche Jahreseinkommen dazu und da haben sie´s vergessen. Das könnte auch sein, denke ich. Ich halte das sogar für sehr wahrscheinlich, weil diese Asozialen zu einem sehr hohen Prozentsatz SUVs fahren, die sich eine oder einer nur mit eben einem solchen Jahreseinkommen leisten kann. Da gibt es einen Zusammenhang, mehrere sogar. Behaupte ich.

Trotzdem: Es bleibt dieses für mich psychisch überaus anstrengende Missverhältnis zwischen meinem Verhalten und meinen Gefühlen. Gegenüber Leuten wie F. und S. Harmlosigkeit und Feigheit  vs. Hass und Mordlust. Das ist so und ungut. 

(Bleibt festzuhalten, dass auch deshalb viel für ein sehr restriktives Waffengesetz spricht. Zu meinem Schutz.)

Scheiß-Spiel. S...-F. 

Kein Karfreitagstext das. Aber man wird das ja mal sagen dürfen, oder? 


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